Die Angst, zu versagen gilt als uncool. Wer sich mit Geldanlagen nicht auskennt, wird es vermeiden über derlei peinliche Defizite ehrlich Auskunft zu geben. Geld an sich sichert nicht nur Existenz, sondern lässt sich meist gleichbedeutend in gesellschaftlichen Status übersetzen. Über Geld redet deswegen allenfalls der, für den Geld ein Thema ist. Was an sich schon uncool ist.
Seitdem wir die Existenzvorsorge nicht mehr allein in die Hände unserer Arbeitgeber und der gesetzlich dafür vorgesehenen Stellen legen können, kennt sich da niemand mehr aus.
Und seitdem die Auswirkungen der Finanzkrise uns jede annehmbar sichere Anlagestrategie genommen haben, müsste jeder verstanden haben, dass er die ganze Sache nicht mehr beherrscht.
Die Wahrheit ist: In Gelddingen sind wir alle Verlierer. Sollten Sie Gefahr laufen, sich öffentlich in Ihrer Unkenntnis und Unsicherheit bloßzustellen, möchten wir Ihnen die fünf Anlegertypen
aufzeigen, die Ihnen eher fremd sein sollten. Sollten Sie sich doch darin wieder erkennen, müssen Sie erst dann wieder über Geld reden, wenn es auch wirklich weg ist.
Für Einsteiger in eher komfortablen finanziellen Verhältnissen eignet sich diese Strategie vorzüglich. Das monatliche Gehalt ist mehr als beruhigend, für den Urlaub liegt genug auf dem Tagesgeldkonto, und auch für die gehobene Alltagszerstreuung – Biomarkt, Wellnesscenter, Designerklamotten – ist eigentlich immer genug übrig. Humorlose Einwände von Bekannten wie Sparvorhaben oder – noch schlimmer – finanzielle Einschränkungen lassen sich zur Not abschmettern mit: "Was interessiert mich meine Rente? Ich lebe im Heute." Und wenn doch alles schieflaufen sollte, sind da ja immer noch die Eltern, die bestimmt etwas auf der hohen Kante haben.
Dieser Typus hat – das macht er sich und andern vor – nur noch keine Zeit gehabt, sich mit seinen Finanzangelegenheiten auseinanderzusetzen. Verdränger führen eine To-do-Liste, auf die sie
regelmäßig "Finanzen überprüfen" schreiben, ohne Deadline natürlich. Sie haben es also schon mal auf dem Plan und verfügen über die notwendige Reife es irgendwann mal tun zu wollen. Aber genau
das würde die Zeit verschlingen, die man sich nicht nehmen möchte.
Wer nicht verdrängen und es trotzdem nicht selber machen will, betreibt Outsourcing. Lästiges wird deligiert, denn man hat ja schon erkannt, dass man es mit trockenen Zahlen und materiellen
Gütern noch nie so gehabt hat. Dann macht man Folgendes: Man nimmt sich den ersten Berater, der einem in der Hausbank über den Weg läuft. Hier kauft der Outsourcer alles, was dieser empfiehlt,
möglichst ohne sich einschränken zu müssen. Und selbstverständlich ohne den Berg Kleingedrucktes zu lesen.
Menschen mit einem ausreichenden Maß an Eigeninitiative waren diese provisionsfixierten Profis schon immer suspekt. Deswegen setzen sie auf eine Strategievariante, die mehr Einsatz verlangt. Für diesen selbst ernannten Finanzexperten gibt es etwas mehr zu tun. Er wird Wirtschaftsteile zu lesen und sich über die Inkompetenz der Journalisten zu echauffieren, die EZB-Politik mit einem geringschätzenden Achselzucken zu kommentieren, alle paar Monate das Tagesgeldkonto zu wechseln, weil das neue einen Tick mehr Zinsen bringt – aber vor allem: es hinterher immer schon gewusst zu haben.
Wer eindeutig mehr Spannung in seinem Leben braucht, der sollte sich als Zocker positionieren. Überzeugend präsentiert, ist das die einzige Haltung, die auch im lockeren Gespräch attraktiv wirkt.
Voraussetzung ist, dass man sein Geld ausschließlich in Anlagen investiert, deren versprochene Rendite so hoch ist, dass man dank ihr nie wieder arbeiten müssen wird. Das kann sogar Spaß bereiten
– zeitweise. Und: Das Geld ist schneller weg. Mit etwas Glück reicht es noch dafür, alle halbe Jahre ins Spielcasino zu gehen und auf den ganz großen Gewinn zu setzen.
Oliver Urban
Diplom-Betriebswirt (FH)
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